Liebe Leserinnen und Leser, liebe Interessierte,
zwischenzeitlich gingen viele Anfragen mit der Bitte bei mir ein, ein paar Worte zum Hintergrund von Generative Realititäten I zu sagen (einige Auszüge finden sich unter diesem link), die Grundidee des Ansatzes breiter auszulegen und Anschlüsse an andere Konzepte und Werke aufzuzeigen. Diese Anfragen sind gut nachvollziehbar, denn die auf knapp 800 Seiten entfaltete Untersuchung der Koevolution von Mensch, Geist, Kultur und Technologie spannt einen Bogen von der ersten Werkzeugherstellung über die Entstehung der Medien bis zum Digitalzeitalter, also über einen Zeitraum von drei Millionen Jahren. Hierbei zeigte sich, dass die Evolution der Technosphäre bzw. Noosphäre nicht kontingent, sondern regelhaft verläuft: Die Menschheitsgeschichte durchläuft eine logische Folge von Technikkomplexitäten und Abstraktionsgraden. Um diese Abstraktionsgenealogie – d.h. die Menschheitsgeschichte und Technosphärenevolution als Abstraktionsgenealogie – rekonstruieren zu können, mussten alle im Laufe der Entwicklung entstandenen soziokulturellen, kognitiven und technologischen Bereiche berücksichtigt und transdisziplinär in Beziehung gesetzt werden. Die Untersuchung fiel darum vergleichsweise komplex und vielschichtig aus (meinerseits übrigens gänzlich unintendiert, es ergab sich schlicht aus der Zusammenführung des Materials). Der Bitte um weitere Erläuterungen und Vertiefungen komme ich darum sehr gerne nach. Ein passender Weg hierzu schien mir zu sein, auf einige Punkte in den bislang vorliegenden Rezensionen und Kritiken des Buches einzugehen, denn so lassen sich en passant auch wesentliche Konzepte und Befunde aus Generative Realitäten I nochmals verdichtet erläutern. Die folgenden Kommentare zu den Rezensionen sollen Interessierten weiteres Material an die Hand geben, an erster Stelle jedoch zu weiteren Dialogen einladen. So auch die später hinzugefügten und laufend erweiterten „Randnotizen“, in denen Auseinandersetzungen mit anderen Werken stattfinden, die zu ähnlichen Befunden gekommen sind und sich aufschlussreich mit der kulturevolutionären Zivilisationstheorie in Verhältnis setzen lassen (ursprünglich waren dies tatsächlich Zusatznotizen zur Antwort auf die erste Rezension, daher „Randnotizen“, dann jedoch ergaben sich Randnotizen zu vorherigen Randnotizen usw., so dass diese Sektion stetig angewachsen ist).
Weitere Anfragen und Feedback jeder Art sind selbstverständlich stets willkommen.
1. Stufen der Abstraktion in Kulturevolution und Zivilisationsgeschichte.
Kommentar zur Rezension von Hanno Pahl, „Ein ganz großer Wurf“, Soziopolis, 14.1.2020
Randnotiz 1 zu Arno Bammé, Die vierte Singularität (2020)
Randnotiz 2 zu Klaus Theweleit, Warum Cortez wirklich siegte (2020)
Randnotiz 3 zu Hanno Pahl, Geld, Kognition, Vergesellschaftung (2021)
Randnotiz 4 zu Jürgen Renn, Die Evolution des Wissens (2020/2022)
Randnotiz 5 zu Matthias Schemmel, Historical Epistemology of Space (2016)
Randnotiz 6 zu Matteo Pasquinelli, The Eye of the Master (2023)
Randnotiz 7 zu Gabriele Gramelsberger, Philosophie des Digitalen (2023)
Literatur
2. Nach der Kontingenz: Zur Matrix des Werdens.
Kommentare und Ergänzungen zur Rezension von Manfred Faßler, Soziologische Revue, 4.12.2020
Literatur